Hallo Martin,
wie du weißt ist die rätselhafte Wirkung eines Interfernzrohres ein Lieblingsthema von mir. Es gibt so viele Gerüchte und Meinungen aber sehr wenig verwertbares Wissen.

Das Grundprinzip der Interferenz ist dasss durch das Überlagern von Wellen eine (geometrisch) addierte Welle rauskommt die eine andere (kleinere) Frequenz und größere Amplitude hat.

Durch die orig Verbindung zw den Visa-Zylindern kommt es zur gegenseitigen Beeinflussung. Im Gegensatz zum gequoteten S-Boxer-Beiitrag spielt hier nicht der Massenflusss im Auspuffrohr eine Rolle (auch der Serienkrümmer ist dick genug da braucht es keine 38mm-Ofenrohre), sondern es geht um tiefere bzw 'keine' Unterdrucktäler (Knoten) der Interferenzwelle als bei der Schwingung nur einer Gassäule am Auslassventil. Das AV ist DER Widerstand im Auspuffsystem (weil ja meist nicht ganz offen).

Während des Auspufftaktes kann nun die Phase der Interferenzwelle gut und schlecht wirken:
Bei hohen Drehzahlen wird es wahrscheinlich hauptsächlich um niedrigen Druck gehen damit der Zylinder so gut wie möglich entleert wird und somit im nächsten Takt viel Frischgas angesaugt wird (geringes Volumes von fast inertem Auspuffgas), im unteren Drehzahlbereich soll wahrscheinlich ein eher höherer Gegendruck verhindern dass Frischgas (Ventilüberschneidung) ungenützt ausströmt.

Ein fixes Interferenzrohr wird also bei gewissen Drehzahlen die Drehmomentkennlinie anheben, bei anderen wieder absenken.
Diese Position zu finden/optimieren ist wahrscheinlich mehr Kunst/Glück denn Wissenschaft zumindest dann wenn man nicht einen perfekt ausgestatteten Motorprüfstand zur Verfügung hat.

Bei der Lage des Interferenzrohres glaube(!) ich dass ein AV-nahes Rohr mehr im unteren Drehzahlbereich bringt, während ein weiter hinten positioniertes erst im mittleren oder höheren Drehzahlbereich. Das scheint auch der Grund zu sein warum die 24h-Rennenten alle ohne Interferenzrohr fahren, es jedoch sehr ähnliche Positionen des Hosen-T-Stückes (2in1) gibt.
Es kommt also auf die Verbindungslänge zw linkem und rechtem Zylinder an, mehr oder weniger egal wie's hinten weitergeht.

Beim 2CV&Derivaten gibt es den sogenannten Quertopf bei dem linker und rechter Zylinder nach vielleicht ~1m Einzelauspuffrohren gesammelt werden, auch dieser ist ein Interferenzrohr!
Es gibt immer wieder 2CV-Tuner die diesen Quertopf weglassen und stattdessen 2 getrennte Auspuffrohre nach hinten verlegen. Der Motor bekommt dann einen motorradähnlicheren 'sportlicheren' Klang geht aber schlechter.
Meiner Meinung nach nicht wegen eines zu geringen Rückstaus sondern einfach weil das Potential einer überlagerten Schwingung nicht genutzt werden kann.

Weil Meenzer auf die PUCH-Boxer-Systeme verwies:
Beim PUCH500-Jubiläumstreffen in Graz habe ich einen Gedankenaustausch versucht, bin aber nur auf technische Ignoranz (Hauptsache super 'Spruch' = laut) oder Geheimniskrämerei (ev auch nur Vortäuschung von Ahnungslosigkeit) gestoßen.
Aus den von Martin gezeigten Anlagen kann man sich sicher inspririeren lassen.


Ich habe bei mir zwar die Verbdindung zum Ansaugkrümmer gekappt (keine Wärmebrücke) das Interferenzrohr aber erhalten.
megasquirt-de.serviceline.ch/s…mer_mit_2Lambdasonden.jpg
megasquirt-de.serviceline.ch/s…g_abgetrennt_vonunten.jpg
megasquirt-de.serviceline.ch/s…getrennt_verschlossen.jpg

Nun muß ich wg Zylinderabdrehens den Auspuffkrümmer verschmälern und möchte nun endlich den Einfluss des vorderen Interferenzrohres objektivieren (Streetdyno). Dazu werde ich mir 2 Stk 1/2" Holländer/Rohrverschraubungen 330 einschweissen, so dass ich dann verschiedene 1" 60mm lange Rohrnippel einschrauben kann die unterschiedlich modifiziert sind:
» normal offen für 'Simulation' des orig Motors
» zugeschweisst für Simulation eines interferenzrohrlosen Motors
» offen mit Lambdasondenanschluss
» offen mit Verbindung zum Ansaugrohr und einem Abgasrückführungsventil (Erhöhung des Wirkungsgrades im Teillastbereiches, besseres Abgas - ok nicht euer Thema)
» Wenn es tatsächlich auch Drehzahlbereiche gibt bei denen der Motor ohne Interferenzrohr besser geht soll die Verbindung steuerbar (µC) offen oder geschlossen sein.
Ausbaustufe 2 wären weitere Interferenzrohre die weiter hinten positioniert (ich tippe auf alle ~20cm) ebenfalls zu und abgeschaltet werden können. Je nach Drehzahl würde jeweils das optimale Rohr offen sein.

Übrigends: Der Einflusss von Interfenzrohren interessiert nur bei Vollgas, im Teillastbereich ist's eh egal.

lg
»Horst

Hallo,
grad wieder über den Link gestolpert und mich an das Thema erinnert:
mez.co.uk/mezporting/exhaust_length.html
BBDC before bottom dead center (vUT)
ATDC after top dead center (nOT)

lg
»Horst

Hallo,

ich wollte mal fragen, was aus dem Turboprojekt geworden ist. Ich überlege, meinen Ersatzmotor 665 mit einem Turbo vom Smart aufzurüsten. Brauche dazu eine schärfere Nockenwelle?
Muß ist auf Einspitzung umbauen oder kann ich den Vergaser in einen Druckbehälter verbauen, um so ein überlaufen zu vermeiden.
Es wäre super, wenn Du uns was dazu mitteilen könntest.

Gruß

Henryk

Hallo,
den Einfluss des Interferenzrohres beim Visa-Motor (Verdichtung 9,0, Seriennocke, bei beiden das gleiche Kennfeld) konnte ich nun objektivieren:
megasquirt-de.serviceline.ch/s…m#KennlinieMPIInterferenz

lg
»Horst

PS: Die hochverdichtenden Zylinder (1mm ab + 9,5-Kolben) machen noch zusätzlich Dampf, zuerst möchte ich aber die Kolbenringe einfahren. Objektivierung wird's wohl erst im Frühjahr geben. Weiters scheint mir die Kupplung einzugehen, wird aber normal verschleissbedingt sein.