Hallo Gemeinde,

ich habe an meinem Steyr Puch Motor mit 88er Bohrung seit geraumer Zeit immer einen unschönen Ölnebel in warmem Zustand. Nervig ist vor allem, wenn man in der Stadt an der Ampel steht und man verbreitet den Gestank und den Qualm wie ein Zweitakter. Der Motor lief ansonsten aber Top.

Jetzt ist er zerlegt und ich habe am rechten Auslassventil ziemlichen Ölschlamm entdeckt. Meine Vermutung ist, dass das Öl über eine defekte Ventilführung gar nicht in den Brennraum gelangt ist, sondern nur im Auslasstrakt verschmort und es dadurch zimlich qualmt. Beim Puch Motor gibt es ja keine Schaftdichtungen, also scheiden die als mögliche Fehlerquelle aus.

Die anderen Ventile nebst Führungen sehen noch ganz gut aus.

Bevor ich die Köpfe zum Spezialisten schicke, stelle ich die Frage an die Motorspezialisten hier im Forum: Würdet Ihr in so einem Fall immer alle Führungen wechseln, oder nur die eine die beschädigt ist?

Da es sich um überarbeitete Köpfe handelt, die ich vor Jahren so im Komplettmotor gekauft habe, weiß ich halt nicht genau, was da verbaut wurde und was einen beim Zerlegen erwartet.

Insgesamt hat der Motor ewa 15 TKm bei normaler Fahrweise drauf. D.h. eine Komplettrevision wäre eigentlich noch lange nicht fällig.

Habe die Bilder im facebook hochgeladen:

facebook.com/album.php?aid=345…000853980756&l=ecb30b1b60

Gibt es Meinungen dazu?

Grüße

Claus

Hallo Martin,

noch habe ich die Köpfe nicht weiter zerlegt. Das habe ich vor einigen Jahren an meinem anderen Motor auch schon ein paar mal gemacht und ist ja wirklich kein Hexenwerk.

Nachdem die anderen Ventile ganz gut aussehen (oder?) will ich da eigentlich zunächst mal nicht ran. Ich baue in den nächsten Tagen wohl nur das eine Ventil aus und messe mal nach.

Gruß

Claus

Hab jetzt doch mal die Ventile ausgebaut.

Verschleißgrenze beim Puch sind 0,1 mm Spiel. Konnte es noch nicht genau nachmessen, das Spiel ist jedenfalls deutlich spür- und sichbar. Augenscheinlich deutlich mehr als 0,1 mm - beim rechten Ventil auch noch mehr als beim linken.

Die Ventilschäfte konnte ich mit dem Micrometer messen. Diese sind jeweils noch im Toleranzbereich (A:9,36 - 9,37mm und E:7,96 - 7,97).
Dann werde ich wohl doch gleich alle 4 Führungen machen lassen.

Ach ja das Öl an den Kühlrippen: Habe neulich den Motor zum Test vom Öldruck ohne Kerzen nur mit dem Anlasser durchlaufen lassen. Da ist wohl was rausgesuppt.

Claus

@bdonk: Du meinst an dieser Stelle (siehe roter Kreis).
Kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber ich schau mir das nochmal genau an.

@ meenzer: Habe heute mit dem Senior telefoniert. Ich schicke ihm die Köpfe und bekomme vier neue Führungen. Der weiß, was er machen muß - ist ja schon lange im Geschäft.

@martin: da sind noch Gußführungen drin, die heute wohl nicht mehr verwendet werde - so der Spezialist der seit vielen Jahren Steyr-Puch Motoren macht. Er macht nun Bronzebüchsen rein. Und na-ja als ich den Motor vor Jahren als Komplettmotor gekauft habe, habe ich natürlich nicht zuerst den Zustand der Führungen geprüft. Wer weiß wie neu die da waren...

Original von Meenzer
Beim Hering bist du auch wirklich in guten Händen. Ich habe alle meine Köpfe und Nockenwellen von ihm machen lassen.

Ich habe "neulich" meine abgedrehte Schwungscheibe bei ihm feinwuchten lassen.
Habe im Ordner mal nachgeschaut: Das war im Januar 1993.

Aber: nicht immer an Fisch denken: der schreibt sich mit "ae"

Aaalso,

nun wurden 4 neue Bronzeführungen verbaut und die Ventilsitze nachgefräst.

Jetzt muß ich nur nach dazu kommen, die wieder einzubauen...

Wollte mit dem Zusammenbau anfangen, da habe ich mir die neuen Kolben und Zylinder mal angeschaut. Die sind gerade mal gut 50 km gaaanz vorsichtig gelaufen.

Dann sehe ich da diese Riefen an den neuen 88er Mahle Kolben.
Links auf der Oberseite, rechts auf der Unterseite - an den neuen Laufbuchsen sind auch entsprechende Laufspuren.

Das gefällt mir gar nicht - so ein Mist.

Bei mir gibt es im Nachbarort eine alten Kolben- und Zylinderspezialisten. Da geh ich jetzt die nächsten Tage hin und hör mal was er sagt, bzw. machen kann.
Ich vermute mal, dass die ein zu geringes Spiel haben.

Danke für die Hinweise:

Ich habe die leider nicht selbst eingebaut, sondern so mit eingbauten neuen Kolben und Zylindern vom Überholen zurück bekommen. Da habe ich die Bilder auch schon hingeschickt und warte auf eine Reaktion.

Das mit der Einbaurichtung war auch schon mein Gedanke, aber auf den Kolben ist außer der Mahle Herstellnummer kein Pfeil o.ä. vermerkt. Allerdings ist es halt komisch, dass die Riefen jeweils auf der druckbelasteten Seite sind.

Das mit der Ovalität kam mir auch schon in den Sinn. Deshalb gebe ich die ja zum Spezialisten in Fellbach, der schon seit vielen Jahren auch Spezialkolben anfertigt.

Da die Riefen nicht so tief sind, sollte man das hoffentlich wieder hinbekommen.

..mal sehen...

Da ich ja mal angefangen habe, hier zu berichten, mache ich halt mal weiter:

Die Kolben und Zylinder wurden bei Wahl in Fellbach mit neuen Ölabstreifringen und zusätzlichen Ölbohrungen versehen, angefaßt und noch ein etwas geglättet. Die Zylinder wurden nachgehohnt. Das sollte nun wohl passen.

Beim Kontrolllblick von unten habe ich leider noch eine völlig eingelaufene Nocke an der Nockenwelle nebst entsprechend verschlissenem Kipphebel entdeckt.

Beim Ausbau der Nockenwelle habe ich dann den Motor komplett zerlegt und bin noch auf verschlissene Pleuellager gestoßen.

Die Nockenwelle ist noch in der Mache. Aber immerhin sind die Hauptlager noch gut im Toleranzbereich und die Pleuel selbst haben auch keinen Schaden genommen. Nach einer gründlichen Reinigung aller Motorteile, habe ich nun mit dem Zusammenbau begonnen.

Insofern stimmt die Eingangsüberschrift nicht mehr so ganz. Ist halt wie bei einem Eisberg, da schaut auch nur ein Siebtel aus dem Wasser...