Der Fiat fährt wohin er will, was sollen wir tun!?

wäre ja schlimm wenn nicht....

Da kann ich ein Liedchen davon singen. Als mein Fiat direkt aus Italien kam wurden neue Achsschenkel, Spurstangen und Stoßdämpfer eingebaut. Ohne einstellen danach versteht sich. Er lief auch wohin er will. Ich habe noch neue Reifen drauf gemacht und nicht besser. Danach habe ich ihn sauber mit einem modernen Achsmessgerät (Hunter mit Kamera und live Daten) eingestellt und seither läuft er ganz ruhig, zieht weder rechts noch links, und ist auch nicht mehr schwammig.
Wichtig beim vermessen wie oben schon geschrieben, auf richtige Beladung achten. Macht bei unseren kleinen Autos extrem viel aus!!! Hab glaub noch meine Messblätter mit und ohne Beladung. Wenn ich sie finde Berichte ich nochmal.

Einen noch, da Du davon sprachst, dass Du die Achsschenkel erneuert hast:
VOR dem Festziehen der Schrauben am Achsschenkel unbedingt die Blattfeder vorspannen. Wenn die Gummis bei unbelasteter Feder festgeschraubt wurden stimmt a) die Spur erst einmal nicht (zu viel Vorspur) und b) springt der Wagen bei holpriger Piste, da die Gummis dann zusätzlich mit ausfedern und die Achse abrupt am Ende der Stoßdämpfer stoppt. -> die Vorderachse hüpft.

Zum Spannen der Blattfeder gab es einen Spannbügel. Einige nehmen Spannbänder, andere Betonsäcke und die Schwerkraft, ich nehme inzwischen Gewindestangen statt Stoßdämpfer.

ja,
dreh mal bei Deinem Fahrrad den Lenker um 180 Grad und versuch damit zu fahren, am Besten freihändig

Das hat aber was mit dem Nachlauf zu tun. Den kannst Du bei Fiat eigentlich nicht einstellen, oder besser: der ist beim 500´ter selbstverstellend, da sich die Blattfeder, z.B. beim Bremsen in sich verdreht (AUA).

Zusammenbau und Einstellarbeiten an der Vorderachse: Alle Einstellarbeiten sind unter Belastung durchzuführen. Fiat spricht, meine ich, von 75kg. Somit z.B. 3 Zementsäcke in den Kofferraum und Tank voll. Aternativ die Stoßdämpfer gegen Gewindestangen tauschen, oder eben so einen tollen Federspanner nachbauen.

1. Nachlauf: Es ist normal nicht vorgesehen den Nachlauf einzustellen. Sollte der Nachlauf jedoch nach einer Unfallinstandsetzung nicht mehr perfekt sein, kann man durch Scheiben zwischen Achse der Querlenker und Gummiteilen Diesen ein wenig berichtigen.

Grund: Durch den Nachlauf liegt die Achse der Räder etwas über dem unteren Totpunkt. Man merkt es dadurch, dass sich der Wagen beim Lenken etwas anhebt. Der Wagen zieht somit durch sein Gewicht die Räder wieder gerade. Ansonsten würden die Räder schlackern wie bei einem Einkaufswagen. !! Hier spielt aber auch der Sturz mit rein.

2. Sturz der Vorderräder: Der Sturz wird mit Unterlegscheiben eingestellt. Die Räder sollten im Lastzustand in etwa senkrecht (bzw. nach Vorgaben) stehen. Hilfreich sind die unten offenen Zwischenleger. Bei dieser Arbeit stören allerdings die Gewindestangen, da es recht mühsam ist diese mehrfach zu lösen und wieder anzuziehen. Mit nach oben gespannten Achsschenkel ist es unmöglich Scheiben ein- oder auszubauen und recht schwer die Zwischenleger einzuschieben.

Grund für das Ganze: Der obere Querlenker ist kürzer als der Abstand des Lagerpunkts der Feder bis zum Achsschenkel. Das Rad kippt beim Federn nach innen weg. Da die Spurstangen noch einen anderen inneren Drehpunkt besitzen werden die Räder beim Fedrn vorne auseinander geschoben. Startest Du unbelastet bereits mit negativen Sturz, zieht sich die Karre immer weiter runter und die Innenkanten der Reifen sind nach wenigen 1000 km durch. Bei zu großem positivem Sturz ist die Straßenlage scheiße. Wie oben schon angesprochen beeinflusst der Sturz auch das "runterfallen" des Wagens nach dem Lenken, das Geradeziehen der Räder. Ein negativer Sturz verstärkt diesen Effekt etwas. Egal wie, auf jeden Fall darauf achten, dass der Sturz auf beiden Seiten in möglichst gleich ist, sonst fährt die Karre um die Ecke.

3. Spur: Die Spur stellst Du ebenfalls bei belastetem Vorderwagen ein. Im unbelasteten Zustand ist die Vorspur deutlich größer (siehe Sturz). Die Räder sollten dabei heckgetriebenen Fahrzeugen generell wenige mm vorne zusammenlaufen. (Maß entweder nach Vorgaben, oder hingefummelt z.B. bei Blattfedern mit umgedrehten Augen. Mein Maß gilt nicht, da ich die umgedrehten Augen fahre und auch noch den Hebel der Querlenker nach oben versetzt habe). Ich messe übrigen immer gegen die Reifen (ohne Latten und so), drehe aber die Räder um 180°, so dass ich immer an der gleichen Stelle am Gummi messe.

Grund: Die Räder werden beim Fahren eines Hecktrieblers ein wenig nach hinten verschoben und laufen dann in etwa parallel. Eine zu geringe Vorspur macht das Lenken extrem träge, zu viel macht es super nervös. Anders ist es bei angetriebenen Achsen. Die ziehen sich nach vorn. Daher hat die Hinterachse auch einen leichte Nachspur (also vorne 2-3mm mehr als hinten ... und bitte mittig zum Auto).

4. Gummielemente der Federung festziehen: Auch die Schrauben in den Sillentbuchsen sollten bei belastetem Fahrzeug angezogen werden. Das sind a) die Schrauben unten im Achsschenkel, b) die Schrauben oben im Achsschenkel und c) die Muttern am Querlenker innen.

Grund: Die Gummis werden beim Federn in sich verdreht. Ist alles richtig werden die Gummis beim Einfedern ein wenig in die eine Richtung gespannt, beim Ausfedern ein wenig in die andere. Somit helfen sie beim Federn, bzw. Bremsen die Feder beim Ausfedern etwas ein. Knallst Du die Dinger bei unbelastetem Fahrzeug an hat das 3 Folgen: a) Das Einfedern wird merklich härter, b) Die Vorderachse federt ungebremst bis zum Anschlag der Stoßdämpfer und die Vorderachse neigt zum hüpfen und c) Die Sillentbuchsen halten nicht besonders lang, da sie beim Einfedern deutlich überdehnt werden.

5. Achse der Umlenkung der Lenkung: Die Achse der Lenkung ist zu lösen und bei gerade stehenden Rädern festzuziehen.

Grund: Die Gummimuffen versuchen den Hebel immer in eine vorgegebene Lage zu ziehen. Diese sollte dem Geradeausfahren entsprechen.

So, langer Text, aber ich denke der beantwortet Dir die wichtigsten Fragen nach dem Sinn des Ganzen, dem "Warum?" und dem "Ist das wirklich wichtig?"

Gruß, Martin

Nachtrag: Bei neuen Blattfedern bitte zumindest nach ein paar 1000 km die Spur neu einstellen. Die Blattfeder setzt sich und verändert dabei die Spur extrem.

Hallo Martin,

da muss ich dir widersprechen. Es ist von Mama-FIAT durchaus vorgesehen den Nachlauf einstellen zu können.
Der Nachlauf wird durch Versetzen der Einstellscheiben unter der der Querlenkerachse eingestellt, d.h. für einen größeren Nachlauf wird eine (oder wenn erforderlich mehrere) Einstellscheiben vom hinteren Bolzen entfernt und auf den vorderen Bolzen zusätzlich zu den dort bereits vorhandenen beigelegt. Dadurch "kippt" der Achsschenkelträger oben nach hinten, mit dem Ergebnis eines größeren Nachlaufs. Für kleineren Nachlauf genau andersrum verfahren.
Soweit die Theorie aus dem FIAT-Handbuch (Scan der entsprechenden Seiten kann ich am WE machen) (der Sturz wird durch diese Prozedur nicht verändert).

"Sollte der Nachlauf jedoch nach einer Unfallinstandsetzung nicht mehr perfekt sein, kann man durch Scheiben zwischen Achse der Querlenker und Gummiteilen Diesen ein wenig berichtigen." - nix so gut diese

In der Praxis hab ich mangels Möglichkeit das zu messen den Nachlauf bisher auch nicht eingestellt. Vll. hab ich deshalb trotz korrekter Spur- und Sturzeinstellung einseitig abgefahrene Reifen? Die Sturz-/Spur-/ und Nachlaufveränderungen unserer lebenden Vorderachse spielen da sicherlich eine Rolle wie du es schon so schön beschreibst.

Gruß aus bigM
Stefan

Ich sach ja immer: Wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Die Sache mit Scheiben in der oberen Welle hat sich ja dann erübrigt. War auch als Notlösung gemeint, wenn trotz akribischen Geradeziehen noch nen Problem bestünde, eben bevor Du die Karre deshalb wegschmeißt. Geht übrigens eh bei 126-ger II-Serie Querlenkern nicht.

Änderung zu oben: Den Nachlauf durch "kippen" der Querlenkerwelle, wie im Handbuch beschrieben, korrigieren.

Dass Deine Reifen einseitig abfahren kann natürlich viele Gründe haben. Wenn beide innen ablaufen ist die häufigste Ursache übrigens der Einbau der "Abbarth"-Blattfeder, ohne die Querlenkerachse nach oben zu versetzen. Ich kam beim ersten Versuch mit brandneuen Reifen von Lemgo bis Garlenda. Da war ich auf dem Gewebe. Der Grund dafür ist, dass die Reifen mit der Feder viel stärker nach innen kippen. Bei der normalen Feder stehen die Querlenker unbelastet etwas nach unten und schwingen beim federn um die Mittellage. Dabei bleibt der waagerechte Abstand des oberen Auges des Achsschenkels zum Wagen relativ gleich. Mit der Abbarthfeder stehen die Querlenker bereits im Stand deutlich nach oben. Beim Federn wird das schlimmer und dadurch der waagerechte Abstand obere Sillentbuchse zu Innenkotflügel nimmt ab. Die Räder kippen nach innen, die Spurstangen drücken die Räder vorne auseinander, der Reifen radiert auf der Innenkante und zieht die Feder noch weiter runter. Is sogar messbar: Höhe der Stoßstange messen, 100km fahren, erneut messen. Ihr werdet erschreckt sein.

Ich hab meine Querlenkerachse um 2,5cm nach oben versetzt. Ob das das richtige Maß ist? Keine Ahnung, aber ich bin mit den Wagen seither 135.000km gefahren und bin beim 2. Satz Reifen. (Der erste war irgendwann spröde, aber noch takko im Profil)

aus einer Kopie des
„Reparaturhandbuch Neuer 500 und 500 D“
Technischer Kundendienst - Turin:

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na geht doch

Wie hast du die Spur eingestellt?
Mit Gewichte belastet, bis die Einstellhöhen gegeben waren, oder anders?